Plattform zu Beton und Stahl im Bauwesen
Sie können von der Teilnahme lernen
Jeroen Atteveld - Architekt | Partner bei heren 5 architecten

Sie können aus der Teilnahme lernen

Jeroen Atteveld - Architekt | Partner bei heren 5 architecten

Ich stelle fest, dass die Beteiligung der Anwohner bei den Bauprojekten, an denen wir arbeiten, immer wichtiger wird. Das liegt nicht nur daran, dass Partizipation ein Pfeiler im Umweltgesetz geworden ist, sondern vor allem daran, dass wir in den Niederlanden immer mehr Projekte bauen, die in den bestehenden dörflichen oder städtischen Kontext eingebettet sind. Viele Anwohner haben also mit Bauprojekten in ihrer unmittelbaren Umgebung zu tun und werden durch - manchmal sehr intensive - Beteiligungsprozesse einbezogen. Das kann ich nur begrüßen. Ich mache das ja schon seit meinen frühen Jahren als Architekt und habe dabei viel gelernt. Was mich aber zunehmend stört, ist der Einfluss von prinzipiellen Verhinderern.

An mehreren Orten im ganzen Land arbeite ich mit Lords 5 zusammen, um Häuser, Dorfhallen und Umspannwerke in die bestehende Umgebung einzupassen. Wir ziehen fast jede Woche von einem Gemeindezentrum zu einer Sporthalle oder einem Rathaus - zuletzt waren wir sogar mit 300 Teilnehmern in einem Schloss! - um mit den Anwohnern über ihre Wünsche und Bedürfnisse in Bezug auf das zu sprechen, was in ihrer Nachbarschaft gebaut werden soll. Das ist wichtig, denn in den Niederlanden ist der Platz begrenzt und wir leben eng zusammen. Wir müssen also aufeinander Rücksicht nehmen.

Ich höre oft berechtigte Fragen wie: Habe ich noch genug Tageslicht? Was ist mit meiner Privatsphäre? Und geht das nicht auf Kosten von Grünflächen oder Parkplätzen? Natürlich sind dies alles wichtige Aspekte, die wir bei der Planung neuer Gebäude berücksichtigen. So weit, so gut. Doch immer häufiger stellen wir fest, dass die Vernunft in Diskussionen mit kritischen Nachbarn schwer zu finden ist und diese oft nur in ihrem eigenen Interesse handeln. Sie kaufen das elektrische Designerfahrrad oder den neuen Tesla, sind aber kategorisch dagegen, das alte Umspannwerk in der Nachbarschaft zu ersetzen. Sie haben selbst wohnungssuchende Kinder, sind aber gegen zusätzlichen Wohnraum in ihrer eigenen Straße. Ich finde es besorgniserregend, dass Anwohner Beteiligungsprozesse auch dazu nutzen können, gegeneinander zu arbeiten, anstatt miteinander.

Partizipation ist etwas, das ich wertvoll finde und gerne mache, das sollten wir an die erste Stelle setzen. Heren 5 ist sogar Mitorganisator der jährlichen Partizipationsparade. Wir holen uns viele Anregungen aus Gesprächen mit Bewohnern, oder Erfahrungsexperten, wie wir sie lieber nennen. Schließlich kennen sie das Viertel wie kein anderer, und durch sie erfahren wir viel über seine Qualitäten, Herausforderungen und sozialen Netzwerke. So können wir eine Architektur schaffen, die mit dem Ort verwurzelt ist.

Was aber, wenn ein Beteiligungsprozess letztlich nicht zu einem breit getragenen Entwurf führt, was dann? Oder wenn es trotz eines intensiven Beteiligungsprozesses einen grundsätzlichen Verhinderer in der Nachbarschaft gibt?

In den Niederlanden ist es dann möglich, bei der Gemeinde einen Einspruch oder eine Stellungnahme einzureichen, so dass die Gemeinde die erteilten Genehmigungen überdenken muss. Oder noch einen Schritt weiter: Die Anwohner können beim Gericht Berufung einlegen, um ihr Recht zu bekommen. Leider müssen wir immer wieder feststellen, dass es so viel Zeit in Anspruch nimmt, den Prozess zu gewinnen, dass die Projekte jahrelang zum Stillstand kommen. Infolgedessen dauert es noch länger, bis sich die Wohnungssuchenden Gehör verschaffen und schließlich in eine geeignete Wohnung einziehen können. Ich schlage vor, dass wir von nun an bei der Teilnahme lernen, ein wenig mehr Platz für einander zu schaffen. 

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