Das neue Gebäude umfasst 65.000 m² Büroflächen, 42 Luxuswohnungen, 1.500 m² Gastronomie- und Gewerbeflächen sowie 30.000 m² Parkplätze. ODE soll ein vollständig integrierter städtischer Campus werden, so das Architekturbüro UN Studio, das einen außerordentlich komplexen Entwurf für eine Baustelle von der Größe der sprichwörtlichen Briefmarke entworfen hat. Viele Herausforderungen also für den Bauunternehmer Züblin und den Statiker Aronsohn.
Zusammen mit einer Reihe von Hightech-Unternehmen wie TomTom und Adyen steht das ODE an einem der markantesten und schönsten Orte Amsterdams: neben dem Bahnhof und mit den Füßen fast im IJ. Ausblicke garantiert. Es überrascht nicht, dass UNStudio für diesen erstklassigen Standort ein sehr transparentes Design entworfen hat. "Aber definitiv kein einfacher Entwurf", sagt Paul Lagendijk, leitender Statiker bei Aronsohn. "Er enthält zahlreiche Besonderheiten, Auskragungen, spannende Strukturen, verschiedene Bodentypen und einen Bauunternehmer und Stahlbauer aus Deutschland. Dann stellt man fest, dass der (Stahl-)Bau bei den östlichen Nachbarn ein bisschen anders abläuft als in den Niederlanden."
Das Gebäude lässt sich in drei Abschnitte unterteilen: das zweigeschossige Tiefgaragenuntergeschoss, den Unterbau von Ebene 0 bis 4 und den Überbau, der auf mehreren Stahltischkonstruktionen auf Höhe des 4. Das Wohngebäude steht auf einem niedrigeren Tisch, der sich 10 Meter über dem Straßenniveau befindet. Lagendijk: "Unterirdisch wird ein bestehendes Parkhaus für 1.200 Fahrzeuge mit einem neuen Abschnitt für 400 Autos und einem Fahrradschuppen, der Platz für 2.500 Fahrräder bietet, kombiniert. Das bestehende Parkhaus besteht bereits seit 15 Jahren und wurde mit einem Stück Fundament eines einst geplanten Gebäudes errichtet. Der aktuelle Entwurf von UNStudio hat damit nichts mehr zu tun. Daher wurden neu gegossene, 4 Meter hohe Vollpfähle in das bestehende Untergeschoss eingebracht, die sich an den vorhandenen Pfahlpositionen orientieren, um die richtige Kraftverteilung für den Neubau zu erhalten; ein lustiges Puzzle. Für das neue Untergeschoss und das darüber liegende Gebäude wurden 1.600 Pfähle in den Boden gerammt und darauf eine 120 Millimeter dicke Kellersohle gegossen. Wir hatten einen 500 Millimeter dicken Boden und Pfähle an den Säulen geplant. Züblin wollte den Aushub und die Betonarbeiten vereinfachen, und so entstand ein dicker Flachboden."
Oberirdisch wurden die Rätsel nur noch komplexer. Casimir Slui, verantwortlich für BIM-Projekte bei Aronsohn und Projektleiter für ODE: "Die Unterkonstruktion des Bürotrakts besteht aus vier offenen Schichten, die große Baumstützen aus Stahl enthalten, die den Überbau tragen. Diese komplexen Stützen, die aus massiven, miteinander verschweißten Stahlplatten bestehen, verzweigen sich zweimal, haben eine sechseckige, verdrehte Form, sind abgewinkelt und ragen durch die Bodenfelder. Als Statiker denkt man dann daran, die Knotenpunkte auf Bodenniveau zu setzen und dort eine Verbindung mit den Stockwerken herzustellen, aber das ließ der Entwurf nicht zu. Trotzdem ist es uns gelungen, die bildbestimmenden Baumstützen recht schlank zu halten."
Noch spannender ist es vielleicht an der Oosterdoksstraat, wo sich der Büroteil 14 Meter über das Straßenniveau erhebt, gestützt von einer Reihe von Y-Stützen, und an der nordöstlichen Ecke bis zu 23 Meter auskragt. Lagendijk: "In den Niederlanden sind wir es gewohnt, viel mit Knotenpunkten in Stahlkonstruktionen zu arbeiten, aber in Deutschland ist das anders. Anstelle von Fachwerkkonstruktionen hat der Spann-Verbund 16 Meter lange und geschosshohe Elemente für die Auskragungen aus 10 Zentimeter dicken Stahlplatten gefertigt. Wir haben festgestellt, dass deutsche Stahlbauer im Allgemeinen und der Spannverbund im Besonderen es gewohnt sind, auf Baustellen viel zu schweißen. Konstruktiv ist das Ergebnis dasselbe, gewichtsmäßig macht es auch keinen großen Unterschied, man muss es nur bei der Planung berücksichtigen. Das Schweißen von 10 Zentimeter dickem Stahl kostet Zeit: 2 Mann brauchen 10 Tage, um einen Wandträger zu schweißen."
Sehr attraktiv sind die Kassettenböden auf der Eingangsseite im 1. und 2. Stock. Slui: "Das sind stützenfreie Räume mit 45 bis 60 Zentimeter dicken Kassettenböden. Die rautenförmigen Kassetten wurden mit Plexiglas in der Schalung hergestellt, was zu einem sehr glatten Endergebnis in sauberem Arbeitsbeton führt. Die Unterzüge der anschließenden, 5,5 Meter langen, freitragenden Balkone auf der Südseite sind in die Rippen der Kassetten eingearbeitet."
Eine weitere bauliche Meisterleistung ist der fast 40 Meter lange Steg, der diagonal durch das Atrium ragt. Lagendijk: "Das ist ein schön schlankes Werk geworden. Die Brücke fällt schräg nach oben ab und ist in der Mitte 1 Meter hoch, an den Stützen 40 Zentimeter. In der Mitte des Bauwerks verläuft eine hohle Rohrform mit Stahlkonfetti als Ballast. Dieses Strukturteil sowie die Baumstützen sind komplexe Teile, die mit BIM-Software nicht zu bewältigen sind. Deshalb verwenden wir parametrische Programme wie SCIA Engineer für die Berechnung, Rhinoceros mit Grasshopper für die Modellierung und dann Revit, um sie in das BIM-Modell zu integrieren."
Alles unterhalb der Tabellenstruktur in Ebene 4 und die Tabellenstruktur selbst sind komplex und zeitaufwendig zu erstellen. Bei der Überbauung hingegen wurde erneut Zeit gespart. Die Büroräume im Überbau sind weitgehend einfach mit Stahlträgern, Betonstützen im Raster von 8,4 mal 8,4 Metern und geschosshohen Glasfassaden in den stützenfreien Fassaden. Die Böden sind mit ComFlor 210 Decken mit einer Breite von 0,6 Metern, einer Spannweite von 8,40 Metern und einer Deckenstärke von 300 Millimetern ausgefüllt. Diese leichten Metalldeckenelemente werden mit Stahlbeton verkleidet. Lagendijk: "Das ermöglicht einen sehr schnellen Aufbau und das System ist zudem relativ leicht." Henk Prins, Direktor des ComFlor-Lieferanten Dutch Engineering, ergänzt: "Obwohl sie 25 bis 40 Prozent schlanker sind und ein geringes Eigengewicht von 300 kg pro Quadratmeter haben, können sie eine relativ hohe Last tragen. Wichtig für den Bauunternehmer ist auch die hohe Baugeschwindigkeit, die man mit ihnen erreichen kann. In diesem Fall wurden rund 30.000 Quadratmeter dieses Typs eingesetzt. Damit kann man eine Menge Zeit sparen."
Abschließend weist Slui auf ein weiteres Bodendetail hin: "Die Ränder sind von allen Außenwänden nach innen einen Meter tief massiv gegossen, weil alle Böden abgeschrägt sind. Ein typisches UN-Studio-Detail, aber wiederum mit vielen Konsequenzen für alle Arten von Verbindungen. Es sind auch die Details, die diese Arbeit interessant machen, nicht nur die auffälligen Strukturen."
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