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Prof. Ton van den Boogaard: 'Die Eigenschaften von Stahl werden sich definitiv ändern'
"Die Eigenschaften von Stahl werden sich ändern, aber das muss nicht unbedingt ein Hindernis für Ihr Geschäftsmodell sein.

Prof. Ton van den Boogaard: "Die Eigenschaften von Stahl werden sich definitiv ändern

Stahlsektor im Wandel: "Wachsen mit grünem Stahl" gestartet

Die Stahlproduktion in den Niederlanden in ihrer jetzigen Form steht vor dem Aus. Zu umweltschädlich. Zu steuerlich belastend. So kann es nicht weitergehen. Stahl ist jedoch nach wie vor ein begehrtes Produkt. Die Herausforderung besteht also darin, wie wir nachhaltigen Stahl noch schneller entwickeln und vermarkten können, und zwar in allen Teilen der Kette. Wachsen mit grünem Stahl" lautet das Rezept. Dabei geht es um die Entwicklung von Technologien, die auf Wasserstoff, erneuerbaren Energien und der Kreislaufwirtschaft in der Eisen- und Stahlverarbeitung basieren.

Das Endziel ist ein kohlenstoffneutraler Stahlsektor bis 2050. Wir sprachen mit einem der Initiatoren, Prof. Ton van den Boogaard von der Universität Twente. Van den Boogaard ist Portfolio-Inhaber für Forschung an der ET-Fakultät. 

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Ton van den Boogaard auf dem 36. IDDRG-Kongress 2017 "Materials Modelling and Testing for Sheet Metal Forming", der vom 2. bis 6. Juli 2017 in München stattfindet. (c) Technische Universität München/Kurt Krieger

Das Projekt "Growing with Green Steel" - das Konsortium aus 31 Parteien - hat Anfang des Jahres grünes Licht bekommen: eine offizielle Genehmigung für einen Zuschuss von mehr als 100 Millionen Euro aus dem Nationalen Wachstumsfonds. Es gibt also Unterstützung, aber erklären Sie noch einmal mit Ihren eigenen Worten, was "Growing with Green Steel" eigentlich ist?

"Mit 'Growing with Green Steel' wollen wir ein systemisches Problem lösen. Wir betrachten die gesamte Kette, denn jeder muss seinen Beitrag leisten. Von den Stahlherstellern über die Forscher an den Universitäten bis hin zu den Endverbrauchern. Denken Sie aber auch an die Wirtschaftsexperten, die den neuen Geschäftswert schaffen müssen. Kurzum, jeder ist beteiligt."

"Wir haben zwar schon einiges an Wissen im Haus, wie wir auf der Basis von Wasserstoff CO2-freien Stahl herstellen können. Aber es geht darum, das Ganze zu skalieren. Das ist nicht einfach. Wir brauchen sehr große, noch nicht existierende Anlagen, um das neue Verfahren effizient und profitabel zu machen. Außerdem stellen wir uns die Frage: Wie können wir den gesamten bereits im Umlauf befindlichen Stahl wiederverwenden?" Das Programm konzentriert sich daher auf zwei Linien der Ökologisierung. "Die erste konzentriert sich auf die CO2-neutrale Erzeugung von Stahl aus Eisenerz. Bei der zweiten Linie geht es darum, die Stahlproduktion vollständig zirkulär zu machen und dabei die Qualität des Stahls auf höchstem Niveau zu halten. Mit anderen Worten: Wir als Forscher suchen nach einem effektiven Weg für den Übergang zu einem völlig neuen Ökosystem.

Was ist also zu Beginn des Programms die wichtigste "operative" Herausforderung?

"Offensichtlich der technische Aspekt. Jeder Teil des Prozesses wird neu entwickelt werden müssen. Es geht um technologische Innovationen in der gesamten Wertschöpfungskette. Aber es ist auch eine Managementherausforderung. Das ist genau der Grund, warum die Fakultäten für Betriebswirtschaftslehre an diesem Übergang beteiligt sind. Denn wie schafft man ein Geschäftsmodell, das tatsächlich etwas bringt? Wie verknüpft man es mit den bestehenden Vorschriften in Europa, oder... sollen wir Ratschläge formulieren, die in die Lobby einfließen sollen, um Gesetze und Vorschriften genau richtig zu machen? Ich kann mir zum Beispiel vorstellen, dass es irgendwann auch eine zertifizierte Kennzeichnung geben wird, die die Frage beantwortet, zu welcher Nachhaltigkeitsklasse der jeweilige Stahl gehört."

Was ist Ihr Appell an die Leser? Welche "Schritte" können sie selbst zu dieser kollektiven Wertschöpfung unternehmen?

"Nun... haben Sie keine Angst vor Veränderungen. Ja, es stimmt: Die Eigenschaften von Stahl werden sich ändern, aber das muss letztlich nicht zum Hindernis für Ihr Geschäftsmodell werden. All diese Veränderungen, die sich ergeben werden, bieten auch Chancen. Stellen Sie sich als Unternehmen aber auch auf sich ändernde Gesetze und Vorschriften ein. Verstehen Sie außerdem, dass Ihr (Stahl-)Abfall Ihnen letztendlich auch etwas bringen kann. Wir werfen nichts mehr weg. Mit anderen Worten: Wir bewegen uns wirklich auf eine vollständige Kreislaufwirtschaft zu. Ob links oder rechts, es wird wirklich passieren." 

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